Stories : Tsugaroth Geschichten
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Tsugaroth Geschichten |
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Ein sehr seltsames Volk bewohnt die Inseln östlich von Tamarillo: die Tsugaroth.
Dies ist ein Volk, das eine hohe Ähnlichkeit mit Kraken aufweist und sowohl im Meer als auch an Land lebt.
Die Tsugaroth haben eine Sprache, die nicht nur auf Lauten basiert, sondern verwenden zum Austausch von
Informationen Laute, Hautfärbung und Gestik gleichberechtigt, aber mit differierenden
Informationsanteilen. So werden mit Lauten körperliche und/oder abstrakt mathematisch/technische Inhalte
ausgetauscht, die Hautfärbung vermittelt Informationen bezgl. emotionaler und die Gestik sozialer Inhalte.
Da Hautfärbung und Gestik sich der bewußten Kontrolle entziehen, kann ein Tsugaroth (wenn überhaupt) nur
über die Laute Aussagen verfälschen, also auch nur körperlich oder mathematisch/technisch lügen (was auch
immer das sein soll...)
Den Tsugaroth kann man vertrauen...
Allerdings sind Tsugaroth als Gesprächspartner für andere Völker nur mäßig interessant. Sie haben sich
schon vor langer Zeit von allen Völkern zurück gezogen und betätigen sich als Naturphilosophen mit dem
Ziel, durch reines Nachdenken einen ein-eindeutigen Beweis für die eigene Existenz und die Existenz des
Universums zu finden. Da bis zu diesem Beweis die eigene Existenz ungesichert ist, ist die Existenz anderer
Völker als noch ungesicherter anzusehen (meinen die Tsugaroth). Und so kommunizieren die Tsugaroth nicht mit ihnen.
Deswegen werden die Tsugaroth von allen anderen Völkern auch nicht als intelligent angesehen, sondern als
Tiere. Sie besitzen ja auch keinerlei Städte, keine technische Zivilisation, keine Waffen, etc.
(Nebenbei:
die Tsugaroth halten sich für allen anderen Völkern - wenn es sie denn gibt - als überlegen, da sie
keinerlei Städte besitzen und keine technische Zivilisation und keine Waffen, etc.).
Allerdings ist es noch niemandem gelungen diese "Tiere" zu fangen. Jede auch noch so raffinierte Falle
wurde von den Tsugaroth erkannt und gemieden. Inzwischen haben einige Völker die Existenz der Tsugaroth in
den Bereich der Märchen und Sagen verschoben und leugnen deren Existenz hartnäckig.
"Dulay wissen, die Tsugaroth sind weise Wesen, sehr weise, sehr sehr weise - große Medizin ihnen
innewohnt".
"Wir Berra Tsugaroth nie gesehen - nur gehört über. Kinderkram, nix für Leute."
"Tsugaroth? Feige Memmen sagen wir Azarri, verstecken sich und keiner findet sie. Intelligent? Unsinn, wie
kann eine friedlebende Memme intelligent sein?"
"Tsugaroth? Tsugaroth?? Nie gehört. Wir Anuthar kennen diese Wesen nicht, wir haben sie vergessen,
verdrängt! Intelligent? Unsinn, es gibt sie ja nicht, wie sollen sie also intelligent sein? Gefangen?
Nein, niemals, geht ja auch nicht, Tsugaroth sind viel zu schlau, um gefangen zu werden."
Nun ist allerdings auch ein einfacher Grund für Mißverständnisse zwischen den anderen Völkern und den
Tsugaroth in der Sprache zu sehen. Einmal ist die multimediale Kommunikation für andere Völker halt nicht
möglich (und auch völlig unverständlich) und außerdem haben die Tsugaroth eine äußerst kompliziert
aufgebaute Grammatik.
Für die Lautsprache z.B. sind zwar nur 4 Fälle in Gebrauch, aber jeder dieser kann in 3 bis 6 Sub-Fälle
(je nach Bildungsgrad und Aufenthaltsort des Sprechers) gegliedert werden. Am beliebtesten sind u.a. der
konditionale Genitiv mit einer hohen Eintretenswahrscheinlichkeit oder auch der "Was-Wann-Warum"-Fall mit
einer geringen Standardabweichung. Eher nicht üblich (aber sprachlich sehr reizvoll) ist der
"Dann-Dort-Darum"-Fall mit Prä- sowie Postnegation ohne Existenzrelation.
Im Folgenden werden Tsugaroth-Äußerungen (wenn sie denn auftauchen) in ihre Anteile zerlegt dargestellt:
"{ganz entspannt}[dem Oberen Respekt zeigen wollend]" - der übliche Gruß eines Tsugaroth
gegenüber einem höhergestellten anderen, dessen Existenz als recht wahrscheinlich angenommen wird - oder
"{sehe kein Individuum}[Gleichgestellten respektierend]" - ein ebenfalls üblicher Gruß
gegenüber einem Anderen, dessen Existenz als eher unwahrscheinlich gesehen wird.
Man kann sich wohl gut vorstellen, dass bei einem derartigen Aufbau einer Sprache die Anzahl an willigen
Kommunikationspartner gering ist.
Erwähnenswert in diesem Zusammenhang mag auch erscheinen, dass die Tsugaroth einen geringfügig höheren
Umfang an Lichtwellen mit ihren optischen Sensoren aufnehmen können. Natürlich wird von den Tsgaroth das
langwelligste, sichtbare Licht als "Rot" bezeichnet. Die Farbe, die die anderen Völker als "Rot"
definieren, ist für die Tsugaroth also (wahrscheinlich) "Orange".
Auch sind die Tsugaroth so zu sagen dickköpfig, denn eine einmal angenommene Meinung wird von einem
Tsugaroth nur bei einer entsprechenden Argumentation verändert.
Man mag sich einmal einen (imaginären, real (wahrscheinlich) niemals (zumindest kaum) abgelaufenen)
Meinungsaustausch eines Azarri-Angehörigen mit einem Tsugaroth über einen Sonnenuntergang anhören (und
ansehen und anfühlen):
"Welch wunderbare Rottöne" -
"{sanft widersprechend}[Fremden
abschätzen]" -
"Hä? Orange? Wieso? Das ist ganz klar Rot und nichts anderes, du vielarmiger Bustbeutel!" -
"{widersprechend}[Rüpel als Gegenüber]" -
"Das ist Rot! Nichts anderes! Klar?"
Kurzzeitig später der Tsugaroth hättend bei Realität gehaben eine ausgezeichnete Möglichkeit die
Unterscheidung Existenz-Nichtexistenz an einem wahrscheinlich nicht mehr existierenden Azarri experimentell
zu untersuchen.
Die Individuen werden bei den Tsugaroth mit einem beschreibenden Namen belegt. Also ein Name, der
wesentliche Ereignisse im Leben widerspiegelt. So hat ein junger Tsugaroth als Namen vielleicht
"der-in-der-Höhle-geborene-der-diesen-niedlichen-roten-Fleck-am-3.Rechtsarm-und-ansonsten-noch-nichts-gele
istet-hat".
Ein älteres Individuum wird schon mal einen deutlich längeren Namen besitzen (aus verständlichen Gründen
ohne Beispiel). Tsugaroths vermeiden Vorstellungszeremonien und wenn überhaupt, dann erfolgt eine
Namensnennung auch nur gegenüber Individuen mit einer subjektiv hohen Existenzwahrscheinlichkeit (diese
wird auch als Namensnenn-Existenz-Wahrscheinlichkeit NEW bezeichnet, ein so angenommener Tsugaroth wird
auch als New-Ling benannt. Er ist einer, den zu kennen sich (wahrscheinlich) lohnt).
Die NEW besitzt eine nachweisbare Abhängigkeit von der Lokalität eines Tsugaroths. Liegt sie auf der
östlichen Seite der Insel bei durchschnittlich 85%, so liegt sie auf der dem Kontinent zugewandten Seite
bei nur 80% im Durchschnitt.
Ein (angenommener) Tsugaroth, der auf dem Kontinent sich aufhält, würde (wahrscheinlich) eine NEW von 40%
oder geringer besitzen (leider gibt es auf dem Kontinent keine Tsugaroths, noch wäre das Eintreffen eines
Tsugaroths in naher Zukunft zu erwarten).
Eine Untersuchung der Lautsprache der Tsugaroth offenbart interessante Eigenarten. So gibt es keinerlei
Lautfolgen für die Tätigkeiten "töten", "umbringen", "ermorden",
"jagen" oder "verletzen". Einzig eine Lautfolge für "essen" beinhält auch
Nebenbedeutungen wie z.B. "Lebewesen um Leben bringen zur Erhaltung des eigenen".
Wie nicht anders zu erwarten ist, sind Tsugaroths Vegetarier (mit Ausnahme einer (eher) kleinen Gruppe von
Tsugaroth, die mitunter (aber selten) gedanklich die Existenzwahrscheinlichkeit des Objektes ihrer
Begierde absenken und dann eigentlich alles verzehren. Sollte der (seltene) Fall eintreten, dass man einem
Tsugaroth begegnet, sollte man unbedingt auf die Färbung achten. Signalisiert der Tsugaroth eine
absinkende Existenzwahrscheinlichkeit, ist eiliges Flüchten angebracht.).
Auch die Begriffe "sofort", "einzig", "nur", "niemals" und
"immer" sind nicht in ihrer Sprache enthalten.
Und selbst das Nachbilden einer dieser Bedeutungen durch andere Lautfolgen gilt als unhöflich. Nebenbei,
unhöfliches Verhalten führt zu einem unverzüglichen Absenken der Existenzwahrscheinlichkeit für den
Unhöflichen (und dies mitunter bis zu einem Wert ganz dicht bei "0" -
Tsugaroths sind höfliche Wesen, sehr höfliche sogar - jedenfalls die, die wahrscheinlich existieren).
Der wohl mysteriöseste Bereich aber ist die Religion der Tsugaroths. Tsugaroths sind tief religiös, nur
kennen sie keine Götter (der Begriff "kennen" ist hier wortwörtlich zu nehmen). Als Gott wird ja häufig
der Erschaffer des Universums (oder eines Teiles davon) bezeichnet. Zieht man die Existenz des Universums
in Zweifel oder ist man sich über die Existenz des Universums im Unklaren, so ist die Festlegung einer
Gottheit kaum möglich (auch und gerade, wenn die Existenz an sich nicht bezweifelt werden würde).
Eine Antwort auf die Frage nach einer Religion der Tsugaroths wird (wahrscheinlich) erst beantwortet
werden können, wenn (mindestens) ein Beweis für die Existenz des Universums erbracht worden ist.
Die Tsugaroths sind nicht sehr gesellige Wesen, sie lassen sich trotzdem in verschiedene Gruppen
einordnen:
die Existenzialisten (auf der Suche nach einem Beweis für die Existenz des Universums),
die Invertierten (auf der Suche nach einem Beweis für die Nicht-Existenz des Universums) und
die Ego-Existenzialisten (auf der Suche nach einem Beweis für die eigene Existenz) sowie
die Altero-Existenzialisten (auf der Suche nach einem Beweis für die eigene Nicht-Existenz).
Außerdem gibt es noch verschiedene Untergruppen, so dass letztendlich jeder Tsugaroth eine eigene Gruppe
darstellt (was die Einordnung eines Tsugaroths in eine Gruppe wesentlich vereinfacht). Auch wechseln
Tsugaroths während ihrer Lebensdauer mehrfach die Gruppenzugehörigkeit (was (leider) die Einordnung in
eine Gruppe außerordentlich erschwert).
Die Gruppe der Altero-Existenzialisten stellt eine recht neue Gruppe innerhalb der Tsugaroths dar, da der
von ihnen gesuchte Beweis doch hohe Anforderungen an die Geisteskraft stellt und auch viel Erfahrung
bedarf.
Einige Berühmtheit hat ein Tsugaroth erlangt, der sich eine sehr spezielle Aufgabe gesucht hat
(allerdings
ist der Name dieser Berühmtheit so lang, dass ihn keiner mehr aussprechen oder sich merken kann; er gerät
nun zunehmend in Vergessenheit)
Dieser Tsugaroth hat das Ziel aller anderen bereits hinter sich gelassen.
Der simple Beweis der Existenz des Universums erscheint ihm zu trivial.
Unter den Annahmen, dass das
Universum existiert, in einem existierenden Universum sicherlich Technologie vorhanden ist, diese
Technologie auch thermodynamische Energiepumpen umschliesst, diese Pumpen verschliessbar sind und diese
Pumpen wahrscheinlich Beleuchtungskörper beinhalten, sucht er nach einem Beweis für das Erlöschen dieser
Beleuchtungskörper beim Verschliessen.
Alleine die Fülle der als trivial angesehen würdenden Basisannahmen, die diese Geistesgröße spielend
handhabt, kann einen schwindlig machen.
Als Spezies besitzen die Tsugaroths (wie schon erwähnt) ein krakenähnliches Aussehen. Die 8 Arme werden
zur eindeutigen Benennung von der Mundöffnung aus zu den Seiten hin aufsteigend gezählt (beginnend bei 1).
Der 1. und der 2. Rechtsarm sowie der 1. und 2. Linksarm werden favorisiert zur Kommunikation verwendet,
die anderen vier zur Fortbewegung im Wasser. An Land werden nur der 1. Rechts- und der 1. Linksarm zum
Gestikulieren benutzt (an Land sind Tsugaroths noch schweigsamer als unter Wasser, sie "stammeln"
ungerne).
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Trotz ihrer Ungeselligkeit treffen sich Tsugaroths in unregelmäßigen Zeitabständen zu so genannten
"MEETING" (Mehrheitliches Erscheinen existenter Tsugaroths in nominellen Gruppen). In einem MEETING werden
dann die Fortschritte und neuen Ergebnisse auf der Suche nach den Beweisen ausgetauscht. Während eines
MEETING ist ein verstärktes Wechseln der Tsugaroths zwischen den (oben erwähnten) Gruppen zu beobachten.
Dieser Vorgang ist nun keinesfalls ein simpler, der Wechsel bedarf ja einer Umlenkung der Zielsetzung und
einer Neuorientierung des jeweiligen Tsugaroths. Während des Wechselprozesses nimmt ein Tsugaroth einen
Zustand einer Superposition ein, d.h. er verfolgt beide Zielsetzungen simultan und gleichverteilt. Diese
Superposition wird durch aktives Beobachten des Tsugaroths beendet, die beobachtete Zielsetzung wird dann
zu der neuen (oder es bleibt bei der alten).
Die SCHRODINGER-Gleichung (Substituierende celebrale Halbwerts-Re-Orientierung divergierender
Informationen nach generellen Elementar-Relevanzen) erlaubt eine recht genaue Abschätzung, welche
Zielsetzung ein Tsugaroth nach dem Wechselprozess annehmen werden würde. Leider kann man in der Literatur
häufig eine falsche Schreibweise vorfinden.
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Zur Nahrungsaufnahme verwenden die Tsugaroths alle 8 Arme, wobei die (kräftigeren) Fortbewegungsarme die
Nahrung in mundgerechte Stücke (etwa briefmarkengroß) zerreißen und die Gestikulierarme diese Stücke in
die Mundöffnung befördern. Tsugaroths benötigen unter normalen Lebensbedingungen nicht sehr viel Nahrung,
ein durchschnittlich großer Taratula-Hai reicht etwa für 21 Tage und eine Tseifi-Tangwiese kann einen
Tsugaroth ungefähr 25 Tage ernähren.
Zur Fortpflanzung ist eigentlich nur wenig zu sagen:
Tsugaroths sind abwechselnd männlich und weiblich. Während der männlichen Periode sondern sie dauerhaft
sporenähnliche Partikel ab (5 - 7mm im Durchmesser). Im Anschluß an diese Periode folgt eine längere
Zeitspanne in der sie unfruchtbar sind, wodurch eine Eigenbefruchtung vermieden wird. Die Dauer dieser
Zeitspanne hängt davon ab, welche Entfernung der Tsugaroth in ihr zurück legt (die beobachtete
Mindestentfernung liegt bei 200km). Nun wird der Tsugaroth für 5 bis 7 Tage weiblich und kann durch
Sporenkontakt in einem Bereich zwischen der Mundöffnung und der Kloake befruchtet werden. Nach einer
erfolgreichen Befruchtung bildet sich ein zweiter Tsugaroth aus, einem "siamesischen Zwilling" gleich.
Nach durchschnittlich 75 Tagen haben der Mutter-Tsugaroth und sein Zwilling gleiche Größen erreicht.
Innerhalb dieser Zeitspanne ist der Mutter-Tsugaroth nicht in der Lage Nahrung aufzunehmen.
Während des Wachstums wird das Gehirn des Zwillings fortlaufend mit allen Erinnerungen des
Mutter-Tsugaroth gefüllt, so dass nach der Trennung zwei Tsugaroths mit nahezu identischem Wissen existent
sind.
Beide Tsugaroths werden als neugeborene Wesen betrachtet, der Mutter-Tsugaroth verliert also seinen
sozialen Status und seinen Namen. Darin ist wohl der Grund zu suchen, dass Tsugaroths der Fortpflanzung
recht negativ gegenüberstehen.
Was wäre eine Beschreibung einer intelligenten Spezies ohne über ihren Humor zu berichten?
Richtig, unvollständig wäre diese Beschreibung.
Tsugaroths haben - wie man sich wohl vorstellen kann - einen recht eigenen Humor. Der wahrscheinlich
legendärste Ausspruch, den man als Tsugaroth-Witz bezeichnen kann, ist:
Sagt ein (höchstwahrscheinlich existierender) Tsugaroth zu einem beliebigen anderen
"{selbstbewusst}[grüßend]"
Nun ja, dieses Universum (wenn es denn existieren würde) wäre wohl ziemlich ernst,
wenn Tsugaroths die Witzeerzähler wären...
Die einfachste Maßeinheit der Tsugaroths ist die der Uhrzeit: es gibt keine.
Tsugaroths wissen einfach wie spät es ist. Zum Austausch eines Termines wird eine
einheitenlose Zahl benutzt.
Distanzen geben Tsugaroths in so genannten "Marurteln" an. Marurtel sind abgeleitet von der Länge der
Fortbewegungsarme ausgewachsener Tsugaroths (für die, die es interessiert: zwischen 4,75m und 7,13m).
Nach einem denkwürdigen MEETING, bei dem die ersten 3 Tage benötigt wurden, um festzustellen, wer wo
wirklich und richtig war, wurden die Marurtel strenger definiert:
1 Marurtel ist die Länge des 3. Rechtsarms eines Tsugaroths mit einer Existenswahrscheinlichkeit größer
90% und einer Namenslänge größer 127 Ereignisse, gemessen von der vordersten Spitze bis zur Armwurzel
(auch hier für die Interessierten: 5,97m).
Nebenbei sei darauf hingewiesen, dass Tsugaroths nahezu jede Distanz als 3D-Vektor bezogen auf den
Planetenmittelpunkt angeben.
Weitere Einheiten verwenden die Tsugaroths nicht (jedenfalls nicht öffentlich), da sie ja die Existenz
aller Dinge anzweifeln (und zu faul sind, sich für Nicht-Existentes auch noch Einheiten auszudenken).
Bevor wir uns Einzelschicksalen zuwenden, noch ein paar Informationen zu dem Thema "Tsugaroth und
Wissenschaften"...
Wie schon erwähnt sind Tsugaroths von Geburt an Philosophen. Und sie haben den Vorteil dabei auch auf das
gesamte erarbeitete Gedankengut aller Tsugaroths in ihrer Fortpflanzungslinie zurückgreifen zu können.
Aber wie halten es Tsugaroths mit anderen Wissenschaften?
Für die Gattung der Literatur haben Tsugaroths überhaupt kein Interesse, für Wesen, die sich vornehmlich
unter Wasser aufhalten wahrscheinlich normal. Auch zwingt sie ihre (eher ungewöhnliche) Art der
Fortpflanzung auch nicht zu einer Wissensübertragung auf so eine primitive Weise.
Über Theologie wurde ja schon berichtet, auch keine Domäne der Tsugaroths...
Biologie und Chemie sind für Tsugaroths uninteressant (sie kennen dafür nicht einmal Begriffe, nur
weitschweifige Umschreibungen). Warum sollte man auch Flora und Fauna erforschen, wenn man deren Existenz
eher bezweifelt?
Nur in grauer Vorzeit hat ein Tsugaroth einmal die verschiedenen Arten der Nicht-Existenz von Tieren
untersucht. Aber dieser Tsugaroth hat keinerlei Zwillinge hervorgebracht und so ist sein Wissen verloren
gegangen.
Auch die Physik hat bei den Tsugaroths keine große Bedeutung (die Gründe dafür sind ähnlich). Allerdings
gibt es eine Ausnahme: die Quantenmechanik. Hier haben Tsugaroths so zu sagen ihre Naturwissenschaft
gefunden und viele von ihnen forschen (rein gedanklich natürlich) über verschiedenste Aspekte, z.B. der
Wahrscheinlichkeit für das Verdampfen von Schwarzen Löchern, der elegantesten Formulierung für die
Unwahrscheinlichkeit von Quanten, etc.
Noch weitere Verbreitung und Verwendung hat aber die Mathematik als Werkzeug für ihre philosophischen
Betrachtungen. In dieser Sparte haben Tsugaroths eine große Fertigkeit erreicht.
Und dann gibt es noch die Informatik/Kybernetik. Da Tsugaroths sehr häufig Simulationen als Werkzeug zur
Analyse ihrer Theorien benutzen, ist auch die Informatik weit verbreitet.
Anmerkung: Hier sollte man vielleicht noch auf eine Tsugaroth-Eigenschaft hinweisen, die einzigartig im
bekannten Universum (wenn es denn existiert) ist:
Schon vor langer Zeit haben Tsugaroths begonnen sich selbst und im Besonderen ihr Gehirn zu untersuchen
(so zu sagen als erster Schritt hin zum Beweis der eigenen Existenz). Dabei wurde ihnen bewusst, dass sie
ihr Gehirn (falls es das gibt) nur zu einem Bruchtei auslasten. Im Laufe der Jahre haben sie gelernt auch
die ungenutzten Bereiche zu verwenden. Allerdings wird der (an sich) ungenutzte Bereich als seperate Denkmaschine
benutzt, in dem in diesen Bereich Gedanken und Theorien eingespeist werden und dann geschaut wird, was
passiert. Man könnte diesen Vorgang mit dem Upload eines Programmes in einen Computer vergleichen
(vorausgesetzt Computer sind existent).
So sind Tsugaroths auch Meister im Entwerfen von Szenarien (oder Algorithmen) zum Aufbau von Simulationen.
Innerhalb der letzten Jahre ist da eine völlig neue Sparte hinzugekommen, die von einigen (eher
konservativen) Tsugaroths recht missbilligt wird:
die Szenarien enthalten unübersichtliche Landschaften in denen agressive Wesen andere Wesen versuchen in
der Existenzwahrscheinlichkeit drastisch abzusenken. Bedrohte Wesen sollten also versuchen ihre eigene
Existenz durch beherztes und schnelles Agieren zu sichern. Einige Tsugaroths haben eine beachtliche
Fertigkeit erlangt im Kreieren von Wesen, die kaum noch aus der Simulation zu verdrängen sind.
Der alte Tsugaroth - halt...
der Tsugaroth war natürlich kein ungewöhnlich alter Tsugaroth. Es war ein Tsugaroth, der schon ziemlich
viele anerkannte Leistungen erbracht hatte und dessen Namen demzufolge auch ziemlich lang war (zu lang, um
hier nieder geschrieben zu werden), noch einmal... -
Der Tsugaroth mit dem langen Namen (viel zu lang, um hier nieder geschrieben zu werden) paddelt langsam
durch das flache Wasser nördlich der östlichen Insel. Er ist mit sich selbst ziemlich zufrieden und freut
sich auch schon auf das nächste MEETING. Bei seinen letzten Zwiegesprächen (Gesprächen also, die der
Tsugaroth mit einer Kopie seiner selbst geführt hat - eine bei Tsugaroths beliebte Methode zur Diskussion)
konnte sein neuer Teilbeweis für seine eigenen Existenz nicht erschüttert werden; weder von ihm selbst,
noch von seiner Kopie.
Bevor wir nun fortfahren, eine Anmerkung:
Tsugaroths verwenden zum Denken natürlich keine multimediale Kommunikation. Auch ist ihre Ausdrucksweise
dann wesentlich ähnlicher der anderer Wesen, die Tsugaroths verzichten beim Denken auf einen exakten
Ausdruck - sie wissen ja um was/wen es sich handelt.
OK, das war's, Ende der Anmerkung. Nun geht's weiter...
Während er so langsam durch das flache Wasser paddelt, fällt ihm auf, dass er dabei ist, das Geschlecht zu
wechseln (er wird männlich). Folgerichtig läßt er sich auf den Grund sinken, aktiviert seinen Tarnmodus
und intensiviert sein Zwiegespräch. In einigen Tagen müßte er dann zwar hastig die Umgebung wechseln (um
einer "Schwangerschaft" zu entgehen), aber bis dahin konnte er mit seiner Kopie noch etwas über die
Verbesserung seiner Beweisführung nachdenken.
(Zum Tarnmodus:
Tsugaroths, die sich nicht unterhalten und sich auch nicht unterhalten wollen, können dafür sorgen, dass
ihre Haut sich farblich perfekt an die Umgebung anpasst. Da aber Tsugaroths ganz besonders wütend werden,
wenn man sie stört, sollte man - falls man sich auf den östlichen Inseln aufhält - immer darauf achten,
sich nicht auf einen Tsugaroth zu setzen. Es gibt da eine Geschichte über einen Fischer, der durch einen
Sturm auf die östlichen Inseln gespült wurde und der (völlig erschöpft) sich an einen Felsen lehnen wollte
- einen Felsen, der so freundlich rund aussah. Das letzte was dieser Fischer wahrnahm war eine abrupte
Änderung der Felsenfarbe von felsengrau zu lavarot (kreischorange, würde ein Tsugaroth behaupten), das
letzte was die Umgebung von dem Fischer wahrnahm war ein lauter Schrei. Wie schon gesagt, man sollte jeden
Felsen genau ansehen, auch jeden Strauch, jeden Baum, einfach alles und alles was freundlich rund
aussieht, mit acht Felsausläufern, Strauch- oder Baumwurzeln versehen ist, das sollte gemieden werden. Es
sei denn, man möchte Tsugaroths erforschen und kann auf das Veröffentlichen der Forschungsergebnisse
verzichten.
Das sollte als Information zum Tarnmodus reichen...)
Nach 6 Tagen, 4 Stunden, 13 Minuten und 35 Sekunden endete die männliche Phase und der Tsugaroth mit dem
langen Namen (viel zu lang, um hier nieder geschrieben zu werden) beginnt die aktuellen
Strömungsverhältnisse zu prüfen. Mit einer steigenden Geschwindigkeit entfernt er sich entgegen der
Hauptströmung. Von ihm unbemerkt verbleibt eine Spore in seinem Wasserschatten und wird mit ihm mit durch
das Wasser gezogen.
Der Tsugaroth möchte erst einmal in eine besonders ruhige Gegend, er möchte im Moment noch weniger anderen
Tsugaroths begegnen (angenommen, es gibt andere Tsugaroths) als sonst. Also bewegt er sich in Richtung des
großen Spaltes, eine eigenartige Schlucht unter Wasser, die sich tief in das Innere des Planeten
erstreckt. Die Schlucht wird eigentlich von allen Wesen gemieden, von ihrem Grund erstrahlt ein
unheimliches bläuliches Leuchten.
Er überquert den großen Spalt... Etliche Gamma-Teilchen, vom Ionisieren des Wassers noch nicht sonderlich
erschöpft, nur verlangsamt, bohren sich in die Spore, die der Tsugaroth bis hierher mit gezogen hat.
Etliche Erbinformationen gehen verloren, werden gespalten, lösen sich auf. Etliche Reperaturenzyme machen
sich über die Erbinformation her, sondern Sinnloses aus, ergänzen Verlorenes, stellen Fehlendes her
(könnten die Enzyme Emotionen empfinden, sie wären Stolz auf sich. So eine großartige Arbeit hat noch kein
Reperaturenzym geleistet).
Hier hält der Tsugaroth nun an, die (reparierte) Spore treibt dichter an ihn heran - wahrscheinlich aus
Gewohnheit, etwas anderes kennt sie in ihrem kurzen Leben ja noch nicht - und berührt schließlich eine
Stelle zwschen der Kloake und der Mundöffnung. Die Spore wird von dieser Stelle regelrecht angezogen und
nach der Berührung schnappt unverzüglich eine Schutzhaut über die Spore, sichert sie vor Gefahren aller
Art. Ohne weiter Verzögerung werden Hormone gebildet, einige Organe erwachen zu neuen Aktivitäten,
Botenstoffe signalisieren die frohe Kunde in alle Teile des Tsugaroth-Körpers.
Ein Aufschrei: "Ich bin schwanger! Verdammt noch mal, warum ich? Warum jetzt?"
Ein vorbeiziehender Schwarm an Markel-Harungen bemerkt eigentlich nur einen tiefroten Blitz, der über sie
herfällt und beendet dann seine Existenz in briefmarkengroßen Stücken...
Ziemlich gesättigt und für eine 75-tägige Diät gut gerüstet, sinkt der Tsugaroth mit dem langen Namen
(viel zu lang usw.) auf den Grund. Die beginnende Knospung ärgert ihn aus mehreren Gründen. Erst einmal
verzögert es seine Planung, aber na gut (er hat so seine Erfahrungen mit Plänen). Viel unangenehmer sind
die Auswirkungen auf sein Auftreten beim nächsten MEETING.
Mit einem neuen Namen (viel kürzer als der jetzige lange) wird ihm kaum jemand zuhören und seiner
Beweisführung folgen. Sein Lebenswerk (und das aller Vorfahren seiner Linie) steht auf dem Spiel.
Es muß also etwas geschehen, nur was?
Er entwickelt eine Idee, prüft sie in einer eiligen Simulation
"Ja, das könnte gehen. Hier noch etwas modifiziert und dort noch einiges ergänzt... Ja, das ist es!".
Er beschließt niemandem etwas von seiner Knospung zu erzählen. Der "Neue" wird sowieso beim MEETING nicht
erscheinen (wahrscheinlich nicht) und hier hat ihn noch niemand bemerkt.
Der Tsugaroth mit dem (immer noch) langen Namen aktiviert den Tarnmodus, stellt seinen inneren
Weckmechanismus auf 76 Tage im Voraus (er möchte die Trennung nicht bewusst erleben, denn ohne eine bewußt
erlebte Trennung weiß er ja nichts von seinem Zwilling; er kann also ohne zu lügen die Fortpflanzung
unerwähnt lassen, alles eine Frage der Formulierung...) und versinkt in eine tiefe Meditation über das
Nichts...
76 Tage später schrickt er aus der Meditation und verspürt ein heftiges Verlangen bei einigen Wesen die
Existenzwahrscheinlichkeit abzusenken. Er sieht sich nach wahrscheinlich existierenden Wesen um und
bemerkt eine Möglichkeit knapp unter der Wasseroberfläche (ein dahin treibender Tangballen). Auf diesen zu
eilend, sieht er im Augenwinkel ein ungewöhnliches, farbiges Blinken. Da aber seine aktuelle Priorität
eine andere Ausrichtung hat, ignoriert er dieses und widmet sich der Nahrungsaufnahme.
"Ich... ich?"
ein Gedanke bildet sich,
"...ich denke..."
er wächst,
"ich denke, also bin ich?!"
und blüht auf. Sich selbst reflektierend lehnt er sich zurück und ist dann doch sehr zufrieden mit sich und seiner
Umgebung
"Ha, was ist das denn? Ein Neuer... und dann auch noch ein ganz Selbstzufriedener."
Der Gedanke schreckt aus seiner Zufriedenheit auf und bemerkt einen anderen Gedanken in seiner Nähe,
anscheinend ein ziemlich alter Gedanke. "Was sagtest du? Ich glaube, ich habe das nicht ganz verstanden".
"Das glaube ich gerne... Ich sagte: Ein Neuer und ich meinte dich damit. Du bist doch neu, oder? Na also.
Das merkt man an deiner unkritischen Verwendung von Begriffen. Wer oder was ist denn "ich"? Was meinst du
mit "ich bin"? Fragen über Fragen... Kennst du darauf Antworten?".
Der Neue verspürt eine gewisse Wut, was soll denn diese Kritik? Er war so stolz auf sich... Aber auf der
anderen Seite, so ganz unrecht hat der Ältere ja doch nicht.
"Also weisst du, ich dachte das einfach.
Klingt doch gut, oder etwa nicht? Und beweise du mir doch erst einmal, dass das falsch ist"
er grinst in
sich hinein. Das war doch eine gute Antwort, seine Zufriedenheit kehrt zurück.
"Ich bin? Oh Mann, das haben wir doch schon vor Äonen als unzulängliches Konzept verworfen.",
ein dritter Gedanke ist dazu gekommen.
"Wieso denken denn Gedanken? Wie soll das denn gehen? Gedanken werden gedacht, aber sie denken nicht! Ist
doch logisch!",
ein vierter mischt sich in die Diskussion.
"Möchte jemand mehr über mich und meinen Inhalt hören?", "Ach nö, das kennen wir doch schon auswendig.
Gleich kommt wieder die Geschichte über den Blitzeinfall..."
mit dem fünften und dem sechsten Gedanken
beginnt der Neue ganz langsam die Übersicht zu verlieren und nachdem noch 35 weitere Gedanken sich in die
Diskussion mischen, über sich plaudern, sich widersprechen, durcheinander schreien und sich selbst alle
als die Wichtigsten darstellen, verspürt er eine gewisse Panik in sich aufsteigen.
Er versucht den Lärm, den die anderen Gedanken machen, zu ignorieren und denkt über sich nach.
"Ruhe! Hört doch mal auf!",
er versucht sich durchzusetzen und ganz langsam ebbt die Lautstärke ab.
"Was
ist denn?", "Der Neue will was sagen", "Lasst ihn doch mal, gebt der Jugend eine Chance".
"Also Jungs, ich denke, ich bin kein Gedanke. Ich gehe davon aus, dass ich hier der Denker bin."
"Hört, hört... Tolle Idee, auch ziemlich kreativ, aber extrem unwahrscheinlich."
"Nee, mal im Ernst. Mir fallen immer mehr Sachen ein und auf. Können Gedanken das?"
Eine wirklich unglaubliche Diskussion setzt ein. Der Neue zieht sich erst einmal zurück und versucht mehr
über sich zu ergründen. Ganz langsam bemerkt er einen Körper ("fühlt sich nicht schlecht an..."). Er
stellt fest, dass er verschiedene Sensoren besitzt und er benutzt sie ("Umgebung? Ey, toll. Das ist ja 'ne
komische Umgebung... ganz - hmmm, ich nenne das mal nass - ja, genau, ganz nass").
Langsam dreht er seinen Körper ("ich kann mich bewegen... ich kann mich bewegen, ich kann mich bewegen,
trallallallala..."). In sein Blickfeld ("cool, sehen ist ja noch viel besser als fühlen") rückt ein
freundlich runder Stein auf ("dem... dem... jawohl, das ist es") dem Grund. Er streckt eine seiner
vorderen Extremitäten ("was ist das denn? So eine Art Arm? Finde ich gut und dann auch noch 8 Stück,
super"), aber eine innere Stimme warnt ihn davor den Stein zu berühren ("das ist keine gute Idee, lass es
lieber").
wird fortgesetzt
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